Alles geht einmal zu Ende, oder wie ein entsprechendes Sprichwort lautet, alles hat ein Ende nur die Wurst hat zwei. Und genau so verhält es sich mit jedem Ende, es gibt immer zwei Seiten. Eine wehmütige und schmerzhafte, weil man etwas loslassen muss, etwas, in das man vielleicht viel Herzblut investiert hat, etwas, das einem viel Wert ist oder einfach nur etwas, an das man sich möglicherweise über Jahre gewöhnt hat. Die andere Seite ist die Chance, die jede Trennung in sich birgt. Wie mein Freund Peter Habeler zu sagen pflegt, nur wer einen sicheren Griff auch loslassen kann, wird den Berg erklimmen und so kann diese Seite erfüllt sein von Neuem, von Unsicherheit, vom Prickeln der Ungewissheit oder im schlechten Fall auch von Depression, vom Versinken in der Vergangenheit oder dem Ausruhen auf Geleistetem. Ich gebe zu, dass ich mit fortschreitendem Alter dieses Prickeln nicht mehr in dem Maße haben muss, wie ich es nach wichtigen Entscheidungen in jungen Jahren genoss, aber vielleicht geht´s der älteren geneigten Leserschaft ähnlich. Wenn man in die Jahre kommt in denen man ganz genau weiß, dass man, so einem am Morgen nichts weh tut, gestorben ist, und ich weiß zum Teufel nicht, welcher Idiot auf die Idee gekommen ist, dass das die Besten sein sollen, braucht man nicht mehr so viel Aufregung und dafür mehr Sicherheit, man überlegt, ob man sich irgendwas noch antun soll oder ob man die mit zunehmendem Tempo abnehmenden Lebensjahre sinnvoller verplempert als man es bisher getan hat.
Jedenfalls aber ist ein Ende immer auch eine Gelegenheit Danke zu sagen und so möchte ich es nicht verabsäumen, meinem Freund und Mentor, Mister Kronenzeitung Walther Prüller für die Chance zu danken, die er mir als Schreiberling dieser Kolumne „Tirolerisch denkt“ geboten hat. Da er nach über einem Vierteljahrhundert nun das Zepter an seinen Nachfolger Claus Meinert übergeben hat, ist auch für mich die Zeit gekommen, die Koffer zu packen.
Es war für mich in den meisten Fällen eine Freude, manchmal einfach nur Pflicht und an einzelnen Tagen eine richtige Plage, die Zeilen und manchmal auch die dazwischen, mit sinnigem Unsinn, mit Aufregungen über Zu- und Umstände, mit Schimpf und Sarkasmus, mit satirischer Überhebung, aber immer im Versuch, die Wahrheit auch in Humor zu verpacken, zu füllen. Umso mehr haben mich die vielen Reaktionen in schriftlicher Form oder Aug in Aug in der persönlichen Begegnung gefreut und so möchte ich mich, zugegebenermaßen auch mit einer Träne im Knopfloch, noch einmal bei all meinen Leserinnen und Lesern für die langjährige Treue bedanken.
Ach, weil ich schon beim Danken bin möchte ich mich an dieser Stelle auch bei allen frohen Weihnachtswunsch- und guten Rutsch-SMS- und GIF´s-Weiterleitern bedanken, denn man macht sich ja gar keine Gedanken, wieviel Gedanken sich manche machen, wenn sie gedankenlos an einen denken.
Jedenfalls stoße ich heute am Stammtisch auf all jene an, die ich in meinen Kolumnen möglicherweise unabsichtlich beleidigt habe.
Schönen Sonntag!
Prinzipiell muss ich einmal feststellen, dass ich froh bin, wenn morgen endlich dieser überaus besinnliche und ruhige Advent zu Ende geht. Recht viel länger hätte ich die Ruhe und Harmonie gar nicht mehr ausgehalten. Aber des einen Freud, des anderen Leid, beim SPIEGEL kann man sich derzeit harmoniemäßig nicht beklagen. Hat der Trump, der sich inzwischen auch noch des letzten Vernünftigen in seiner Regierung entledigt hat recht, wenn er so auf Fake-News und Lügenpresse schimpft? Was ist wahr, was ist frei erfunden oder was ist nur ein wenig zurechtgebogen. Freilich nur so weit, dass man es moralisch noch vertreten kann, aber dass sich halt doch eine ordentliche Schlagzeile ausgeht, schließlich muss man ja auch von was leben. Wenn dann aber die Kleinste der Abweichungen zwischen Schlagzeile und Artikel die Schriftgröße ist, dann wundert man sich zwar kurz, wurde aber im Grunde doch mehr oder weniger recherchiert informiert. Was allerdings der deutsche Reporter aufgeführt hat ist eine völlig neue Dimension des medialen Betruges und verunsichert selbst den wohlwollendsten aller Leser, denn nun stellt er, und natürlich auch sie, sich mehr als berechtigt die Frage nach dem Wahrheitsgehalt von den uns aufgetischten Nachrichten. Wenn es schon einem kleinen Journalisten gelingt, die gesamte Redaktion samt Leserschaft zum Narren zu halten, was können dann ganze Regierungen veranstalten?
Doch lassen wir das, lassen sie mich zurückkehren in die stillste Zeit des Jahres.
Die Adventszeit, und da hat sich eigentlich ja nichts geändert, ist, alle Jahre wieder, geprägt vom Wunsch nach Ruhe, Rückbesinnung und Frieden und trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen legen wir eine Hektik an den Tag, die es in der restlichen Zeit des Jahres gar nicht gibt.
Doch nach der Stillen Zeit wird es wohl wieder etwas ruhiger werden, um Karl Valentin zu bemühen, und wenn es dann morgen vollbracht ist, für die Kinder die ganzen Kriegsspiele gekauft, die Lastminute-Angebote noch gestresst, der Speiseplan festgelegt und der Christbaum geschmückt ist, und, das hätte ich jetzt fast vergessen, wir eigentlich die Geburt unseres Erlösers Jesus Christus feiern sollten, durchdringt uns die weihnachtliche Freude, treibt uns ein paar Tränen des Selbstmitleids in die Augen und wir stimmen ein in das Credo der himmlischen Chöre: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden, die guten Willens sind!“ Aber was ist die Tatsache? Der Frieden hat schon lange nicht mehr so gewackelt wie in diesen Tagen und Wochen und das mit dem guten Willen ist wohl so, dass wir bereit sein müssten, zu handeln, denn erstens gibt´s den Frieden nicht zum Nulltarif und zweitens wird´s damit bald vorbei sein, wenn wir weiter jede äußere Einmischung in unsere Lebensumstände einfach abnicken. Ob aus Ignoranz, falsch verstandener Toleranz, aus Dummheit oder einfach aus Bequemlichkeit lasse ich mal dahingestellt. Aber dass das Fundament unseres Wohlstands der Frieden ist, sollte allen klar sein und dass man darum kämpfen muss, wohl auch!
In diesem Sinne, Frohe Weihnachten!
Schönen Sonntag!
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber bei vielen Werbejingles im Fernsehen vergeht mir jene weihnachtliche Stimmung wieder, die ich mir vorher unter Einsatz aller Leberwerte an diversen Hochsicherheits- Adventmärkten mühsam zusammen geglühweint habe. Der Reis muss einem gehen bei den ganzen Vollidioten, die sie frei herumlaufen lassen, auch wenn neulich ein oberwichtiger Psüscholosche allen Ernstes behauptet hat, das das jetzt keine richtigen religiösen Fanatiker mehr sind. Radikalisiert seien sie wohl, aber sie würden zu wenig beten. Na, wie tröstlich!
Haben sie eigentlich gewusst, dass die US-Militärs inzwischen ihre Munition in Schweineblut baden, damit diese hirnverbrannten Mörder wenigstens nicht auch noch ins Paradies gelangen?
Aber zurück zum Thema, wie geht´s ihnen bei der Werbung im ORF, wo zuerst „Stille Nacht“ geträllert wird, dann „holy night“ und am Schluss brummt der Opa mit dem Kind auf dem Arm die letzte Zeile? Ich habe sie schon ein paar Mal gesehen, weiß aber immer noch nicht, ob die betreffende Firma nun Krippen oder gleich ganze Ställe verkauft oder ob diese grenzgeniale Werbeidee dem 200.ten Geburtstag dieses Welthits gewidmet ist. Irgendwie werde ich den Verdacht nicht los, dass die wirklich Verkauften die Eselinnen und Ochsen sind, die sich eine solche Werbung gefallen lassen (müssen?). Gibt es wirklich absolut nichts mehr, was wichtig genug ist, dass man es nicht auch noch des lieben Mammon´s wegen vermarkten muss? Gibt es keine Tabu´s mehr? Gibt es im Bezahlsender nicht irgendeine gut bezahlte Abteilung, die über den guten Geschmack und die Moral wacht? Jaja, sie haben ja Recht, was kümmern sich die um die Werbung, wenn sie schon beim ganzen programmlichen Schwachsinn gescheitert sind? Ich bin auch Geschäftsmann, wenn auch zugegeben ein ziemlich schlechter, weil, wie meine Frau zu sagen pflegt, zu gut für diese Welt, und weiß, wie wichtig Werbung ist, aber muss das wirklich sein? Man kann da nichts tun, sagen sie? Doch, man kann! Man kann akkurat wegen dieser Werbung nicht mehr dort einkaufen und glauben sie mir, wenn das genügend Menschen tun, dann ist diese Werbung im Handumdrehen Geschichte. Aber ist ja völlig egal, Schnäppchen ist Schnäppchen!
Letzte Woche war ich auf dem Adventmarkt in der Innsbrucker Altstadt zum Italienisch lernen, gestern besuchte ich die Landesausstellung 200 Jahre Stille Nacht, Heilige Nacht im Barockschloss Fügen, um alles rund um diese Friedensbotschaft Österreichs an die Welt zu erfahren und heute geh ich am Abend mit Freunden zum Mayrhofner Advent am Waldfestplatz. Mit offenen Feuerstellen, Musik- und Gesangsgruppen mitten im Wald, also wenn mir da keine friedlichen Gedanken mehr kommen, dann lass ich heuer Weihnachten ausfallen. Und auch das muss sein, das Standl mit den Zillertaler Doggeln macht heute mit mir auch ein Geschäft.
Zuvor aber gibt´s heute nach dem Orgeldienst wieder meinen geliebten Stammtisch mit unserem Pfarrer.
Schönen 3. Adventsonntag!